Fracking im kleinen Wiesental!


Wieder gibt es traurig-lustiges zu lesen von den Nicht-Naturschützern von Schwarzwald Gegenwind. In gewohnt kaum leserlichem Deutsch schreibt der Admin in seinem Artikel vom 16.02.2021 eine Einleitung zu einem offenen Brief von Harald Senn. Das Ganze unter der Überschrift “LÜGEN, LÜGEN, LÜGEN, LÜGEN, LÜGEN — eine neue Version der Weltenretter und ihrer Gehilfen.” Die “Weltenretter” sind offensichtlich ein Analogen zum “Gutmenschen”, einem Wording aus der dunkelbraunen Gegend.

Die Einleitung ist gewohnt schwurblerisch, gewohnt unsachlich, gewohnt beleidigend und gewohnt unnötig. Billigste Hetze, billigste Anschuldigungen usw. Der selbe Scheissdreck wie eigentlich immer von den Typen. 

Interessanter ist der “offene Brief”1 von Harald Senn. Senn ist Mitbegründer des Vereins Erneuerbare Energien Kleines Wiesental, aus dem er vor ca. drei Jahren ausgetreten ist, um sich dem rechtssympathisierenden Pack seines Sohnes anzuschliessen. In seiner Darstellung (Hervorhebungen von mir):

Das damalige Ziel des Vereines war es, umweltfreundliche Ressourcen in der Gemeinde zu lokalisieren, aufzuzeigen und Nutzungsmöglichkeiten darzustellen. Zusammen mit Frau Jacqueline Dumont in der Gemeindeverwaltung habe ich damals versucht, sämtliche Solaranlagen, Holz- Pellets- und Hackschnitzel Heizungen, Wärmepumpen usw. ausfindig zu machen, um darzustellen, dass die Gemeinde schon jetzt ein Bioenergie-Dorf ist. Dazu gehörten auch die Untersuchungen der Nutzung der Thermalquelle in Bürchau und der Klein-Wasserkraftwerke.

Interessant. Harald Senn wollte also damals darstellen, dass die Gemeinde ein Bioenergie-Dorf sei (also grossteils umweltfreundlich heizt oder Strom erzeugt), u.a. durch Holz-, Pellets- und Hackschnitzelheizungen. Holz? Hackschnitzel? Pellets? Klar stammen viele Hackschnitzel aus der Hurstung von Strassneböschungen, und viele Pellets aus Abfall von Sägereien und Schreinereien. Schlussendlich stammt das alles aber: aus der industriellen Nutzung des Forstes. Also aus Abholzung von Wald. Halte ich per se für nicht kritisch. Harald Senn hingegen hält es für SEHR kritisch, wenn Wald abgeholzt wird. Zumindest wenn es dabei um Windkraftanlagen geht (Wie man ja auch auf diversen Plakaten der Typen nachlesen kann).

Kleiner Überschlag dazu: Im Schwarzwald stehen auf einem Hektar Wald im Schnitt ca. 400m3 Holz. Ein etwas grösseres Einfamilienhaus braucht im Jahr ca. 40-50Fm Brennholz.  D.h. selbst wenn für ein Windkraftwerk 1ha abgeholzt würde2, muss für die Errichtung in etwa so viel Wald geopfert werden wie halb Wambach im Jahr verheizt. 

Weiter geht es in seinem Brief mit der gewohnten Hetze gegen Bürgermeister und EWS. Kurz erwähnt sei, dass wie immer der EWS vorgeworfen wird, dass sie Geld verdient, mehr dazu später. Es wird nämlich spannend:

In Amerika müssen Ureinwohner ihre Heimat gegen Frackingpläne der Ölkonzerne verteidigen. Im Kleinen Wiesental haben wir die Naturzerstörer unter dem Deckmantel der Weltenretter aus Schönau und dem Verein EEKW in den eigenen Reihen.

Ja, Harald Senn ist offenkundig so unanständig, schwere Erkrankungen und Umsiedlungen von Ureinwohnern aufgrund des extrem umweltschädlichen Frackings mit dem Bau von Windkraftwerken im Südschwarzwald zu vergleichen. Ja, er ist sich wirklich für nichts zu schade.

Und laut Ihm ist die Realität:

Keine der heute gebauten Windindustrieanlagen wird in ihrer 20-jährigen Betriebszeit dem Wald, der jetzt zu sehen ist, eine Verbesserung der Temperatur – und Trockensituationen bringen. Für den Wald bedeutet das, dass jeder großflächige Eingriff, der zur Bodenverdichtung und Austrocknung der Randgebiete und zu weiteren Angriffspunkten für Windbruch führt, zur Versiegelung von Wasserquellen und zur Temperaturerhöhung der gerodete Waldflächen führt, unterlassen werden muss.

Dass eine Prophezeiung genau nicht die Realität darstellt, sondern eine Annahme über eine möglich Zukunft, muss man vermutlich nicht mal erwähnen, ihm ist aber sicher noch nicht mal der semantische Unsinn seiner Behauptung aufgefallen. 

Ob das Realität sein wird, sei dahingestellt; Im Zweifelsfall wird es sicher nicht messbar sein, es geht aber halt auch nicht um die einzelne Betrachtung, sondern um die Summe aller Energieerzeugungsanlagen. 

Realität ist aber: Wir erinnern uns, wie Harald Senn höchstpersönlich in seinem Text weiter oben schrieb, dass er Holz-,Pellet- und Hackschnitzelheizungen als Teil eines Bioenergiedorfs, also als Bioenergie betrachtet. Wenn ich mit meinem Vater in den Wald gehe, dann schultern wir nicht die Axt und marschieren Querfeldein in den Wald. Nein, natürlich nehmen wir den Traktor, die Seilwinde, den Holzspalter oder den Anhänger. So wie jeder andere Forstarbeiter auch. Und diese Geräte bewegen wir auf Feld- und Waldwegen. Und diese stellen eine, hoppla, Verdichtung des Waldes, eine Bodenversiegelung dar. Müssen sie ja. Was denn nun, Harald? 

Aber:
Überall agieren Forstämter gegen den Schutzauftrag, den sie für die Wälder haben.
(Zitat von Peter Wohlleben) Warum? Weil sie auf Druck der Windkraftinvestoren von ihren vorgesetzten Regierungspräsidien und Landesregierungen dazu gezwungen werden und nicht aus waldbaulicher Sicht handeln dürfen.

Soso, überall also. Damit natürlich auch im Forstamt Hümmel, in dem Wohlleben Förster ist … 
Ansonsten ist das wieder mal ein Gemeinplatz ohne Sinn und Verstand, geschweige denn Realität.

Als nächstes folgt mal wieder billigste Polemik, als ob genau nur die WKAs im Schwarzwald für die gesamte Netzstabilität verantwortlich sein soll. Harald Senn behauptet, selbst beruflich im Bereich der Elektrotechnik tätig zu sein. Entweder ist das auch gelogen, oder er hat wenig Ahnung von seiner beruflichen Tätigkeit oder er lügt ganz einfach. Was wohl …?

Danach wird es so richtig lustig: Wir erinnern uns: Harald Senn wird, wie seine Kameraden von der “BI”, nicht müde, gegen die EWS zu hetzen, zu wiederholen, wie abartig es doch sei, dass die EWS Geld mit elektrischer Energie verdient und dass die EWS doch nur Greenwashing betreibe. Genau dazu passend besteht nämlich quasi der ganze restliche Text aus einer extrem schlechten Lobhudelei für die ED Rheinfelden. Von dämlichen Fauxpas wie “physikalischer Strom” abgesehen gibt es da u.a. folgende Sätze zu lesen:

EWS aber etikettiert Graustrom mit Aufklebern aus Norwegen nur um.

70% bis 80% des physikalischen Stromes aus den Steckdosen im Netzbereich der ED Rheinfelden kommen nachweislich jetzt schon aus regenerativen Quellen, wie Wasserkraft, Biogas und Solarenergie.

Wieder zeigt sich hier Harald Senns Fehlwissen oder seine Bereitschaft, die Unwahrheit zu sagen. Es gibt keine “ED Rheinfelden”. Es gibt die “Energiedienst AG” in Rheinfelden. Diese hat aber kein Netz, sondern ist ein reiner Stromerzeuger und -vermarkter. Einen “Netzbereich” hat die Schwester-/Tochterfirma ED Netze. Deren Bereich streckt sich aber durch halb Baden-Württemberg. Von einem Nachweis über die 70-80% ist übrigens keine Spur in seinem Text zu finden. 

Viel dümmer ist aber seine Argumentation: Er vergleicht hier durch das Nebeneinanderstellung der beiden Sätze den Energiehandel von EWS mit der Produktion von Energiedienst. Das ist Unsinn und unsachlich wie auch unanständig. Und irgend wie auch lustig, immerhin brüstet sich die Energiedienst Holding, Muttergesellschaft der Energiedienst AG, damit, klimaneutral zu sein, indem u.a. in einen Windpark in der Türkei investiert wurde3. Davon weiss Harald Senn aber nichts, oder er sagt es nicht.

Nach weiteren Zeilen Marketing-Blablas (offensichtlich aus einem Prospekt abgeschrieben) folgt dann das hier: 

Der Bau und Betrieb eines Laufwasserkraftwerkes ist ein Eingriff in die Natur. Das Unternehmen Energiedienst, das den NaturEnergie-Strom erzeugt, ist sich allerdings seiner Verantwortung bewusst und gleicht die Veränderungen in der Fauna und Flora durch ökologische Maßnahmen aus.

Noch mal lesen: Die Energiedienst AG gleicht die Veränderungen, die durch den Bau eines Wasserkraftwerks an Flora und Fauna gemacht werden, durch ökologische Massnahmen aus. Das sagt einer, der zusammen mit seinen Kameraden regelmässig behauptet, dass die Ausgleichsmassnahmen, die der Bau einer WKA erfordert (Aufforstung anderenorts), nichts an den Veränderungen in Flora und Fauna durch die WKA ändere. Seltsame Logik. Bzw. Unlogik.

Nicht falsch verstehen: Wasserkraft ist prima, ohne Wasserkraft geht es nicht und Wasserkraft ist trotz der Eingriffe in die Natur extrem nachhaltig. Nur gelten seine Werbeaussagen über die Wasserkraft halt ganz genau so für die Windkraft. 

Zum Energiedienst gibt es aber, wenn man nicht gerade wie Harald Senn Werbung dafür machen will, einiges zu sagen: Der Energiemix der Energiedienst AG gehört zu 100% der Energiedienst Holding. Diese ist nicht ganz so sauber, wenn auch im Vergleich zum Durchschnitt doch ganz gut4. Allerdings gehört die Energiedienst Holding zu ca. zwei Dritteln der EnBW. Und ist damit einerseits direkt in einem Topf mit dem Rest des Kernkraftwerks Neckarwestheim und einigen Kohlekraftwerken, und andererseits aber auch Teil eines der grössten Windkraftwerksbetreiberkonzerns. Warum sagt uns das Harald Senn nicht?

Nicht verschweigen will ich auf jeden Fall den Schlussabschnitt seines Textes:

Menschen sind eigentlich vernunftbegabte Kreaturen.
Warum glauben vernünftige Menschen den Parolen ideologischer Parteien mehr als den physikalischen Gesetzmäßigkeiten und den elektrotechnischen Gegebenheiten bei der Stromerzeugung, Stromspeicherung und der Stromübertragung?

Das mit dem “vernunftbegabt” ist lustig, ist er doch Teil eines Vereins, eines ganzen Netzwerks von Hetzern und Lügnern und Schwurblern bar jeder Vernunft. Aber das wussten wir ja schon.

Dass er, der regelmässig Parolen von ideologisch verbrämten Hetzern teilt, der mit seinem Verein immer und immer wieder Lügen verbreitet, Unwahrheiten über physikalische Gegebenheiten oder elektrotechnische Zusammenhänge darstellt und ganz offensichtlich der politischen Agenda von Vernunftkraft, EIKE, AfD und Co. folgt, hält Harald Senn für vernünftig?

 

 

  1. Man würde es realistisch wohl eher als Pamphlet bezeichnen
  2. Man geht eher von 0,5ha aus, dazu noch mal so viel Fläche temporär, das Holz wird aber ja nicht weggeworfen, sondern meistens eine sinnvollen Verwertung zugeführt
  3. https://www.energate-messenger.ch/news/199486/energiedienst-holding-jetzt-klimaneutral
  4. https://www.naturenergie.de/fileadmin/naturenergie/Bilder/Strom/Stromkennzeichnungen_Regionalstrom2020.pdf