Nachdem ich auf Fahrten durch das kleine Wiesental diverse Plakate mit markigen Aussagen gegen Windkraft und für den Schwarzwald gesehen habe, musste ich mich doch mal mit dieser Organisation beschäftigen. Also habe ich einfach mal auf der Facebook-Präsenz nachgefragt:
Wenn ihr schon „gegen“ Windkraft seid, wofür seid ihr denn ganz konkret? Unwirtschaftliche und riskante Kernkraft? Schmutzige Kohle? Und wo ist Euer Protest gegen Skilifte, Bundesstraße usw. Und wie vertragen sich Storch und Co mit Euren turbogeladenen Autos und deren Abgase?
Die erste Antwort, die ich erhalten habe (leider nicht gesichert, komme gleich dazu), zog primär darauf ab, zu sagen, dass Wind nicht versorgungssicher sei, Atomkraft dagegen schon. WTF?
Nach mehreren Nachfragen und Antworten von Mitgliedern dieser Gruppierung wurden erst manche Antworten meinerseits, inzwischen der ganze Thread gelöscht oder aus dem Zugriff entfernt. WTF?
Mehrfach kam die Anregung, das doch direkt zu diskutieren. Man mag also keine öffentliche Diskussion?
Ich habe daraufhin selber ein Posting dazu gemacht und auch mehrere Antworten erhalten. Zuletzt die Frage, warum ich denn meine Aussagen nicht belege. Gute Frage. Muss ich fragen, warum die Herren das nicht tun. Und vor allem, warum sie das offensichtlich nirgends tun.
Ich habe mir also mal ihre Website, www.schwarzwald-gegenwind.de, angeschaut, Stand: heute, 17.04.2018.
Über sie
Es beginnt mit News, die lasse ich mal aussen vor, sondern beginne mit “Über uns”. Das eröffnet mit:
Seit unserer Gründung im Dezember 2017 ist es uns hier, in unserer Region gelungen, mit breit gestreuten, objektiven Informationen die Öffentlichkeit zu erreichen.
Objektive Informationen, ja, das finde ich gut. Kurz darauf aber:
… und somit in den Sog des Windwahns geraten sind.
“Windwahn”? Ernsthaft? Billigste Polemik anstatt objektiver Informationen? Was denn nun?
Gemein ist uns allen, dass wir das, was gemeinhin als regenerative Energien bezeichnet wird, vollends unterstützen.
Ah, schon mal gut, das merken wir uns!
Dies insbesondere von Profit orientierten kommerziellen Unternehmen, die sich im Windschatten eines durch Lobbyisten auf fragwürdige Weise beförderten fehlgeleiteten „Erneubare-Energien-Gesetzes“ auf Kosten aller Bürger/innen dieses Staates bereichern.
Ja, das muss man schon pauschal so anprangern. Natürlich muss man eingestehen, dass nicht wenige dieser Akteure bei der öffentlichen Hand angestellt sind, also nicht unmittelbar von irgend welchen profitorientierten, kommerziellen Unternehmen profitieren. Ausser von den Steuermitteln, die diese Unternehmen bezahlen.
Ich frage mich aber viel mehr, von wem genau diese Leute den Strom sonst beziehen wollen? Von der EnBW eV, die komplett antimokmmerziell Strom für alle aus Luft schöpft (Ja, das ist auch Polemik, keine Frage). Bisher konnte mir jedenfalls niemand sagen, wie diese Initiative sich das vorstellt. Weiter im Text
Zu diesen Unternehmen gehören traditionelle Stromanbieter, wie auch EnBW oder die sich mit schönen, attraktiven Marketing-Attributen schmückenden Windfall-Profiteure wie EWS, die nach der Privatisierung und Liberalisierung der Strommärkte das Licht der Strom-Welt erblickt haben.
Und noch mehr Polemik. Noch immer ist die Frage offen, von welchem Monopolisten ohne Gewinnabsichten und ohne liberalisierten Strommarkt die Initiative gerne ihren Strom hätte. Und wie sich diese Polemik mit der obigen Aussage, dass sie vollends regenerative Energien unterstützen (ohne die EWS und ihren Kampf für einen liberalen Strommarkt hätten wir nach wie vor einen unteren einstelligen Prozentsatz an regenerativen Energien, nämlich die Wasserkraft, die schon von EnBW, eOn und Co. betrieben wurde, ganz ohne Ausbau. Und weiterhin und dauerhaft immense Subventionen für die klassischen Energieträger, die weiter komplett konkurrenzlos wären.
Und es geht weiter:
Die Unterstützung, die diese nachgerade nicht uneigennützig agierenden Protagonisten der Branche von Politik und Verwaltung erhalten, geht zurück auf ein grundlegendes Missverständnis von Demokratie. Denn nach bisherigem Verständnis – zumindest unserer Verfassung – sollten die sich hier in Amt und Würden befindlichen Politiker, Volksvertreter und für den Staat Beschäftigten zuvorderst dem Wohl der Bevölkerung verpflichtet fühlen.
Daher soll man also auf vergleichsweise kleine WKAs verzichten und lieber Kohle- und Atomstrom verwenden, die beide klar auf Kosten der Bevölkerung funktionieren (extrem hohe Subventionen seit Jahrzehnten1)? Dass hier nicht die Demokratie (die dient zur Regierungsbildung), sondern viel mehr die freiheitlich demokratische Grundordnung gemeint ist, sei nur am Rande erwähnt.
Enden tut diese Seite mit einem markigen, fettgedruckten Satz:
Ihnen gilt nicht nur unsere Aufmerksamkeit, sondern aus berechtigten Gründen unser Kampf für eine gesunde Umwelt, die Heimat bleiben soll für die Menschen, mit einer Natur, die unser Leben erst ermöglicht.
Harte Worte. Die Vereinigung ist also gegen etwas und will einen Kampf führen. Harte Worte. Warum dieser Kampf aber kein Konzept beinhaltet und argumentativ dahin führt, dass man halt im Zweifel damit leben muss, dass Fessenheim hoch geht und der Südschwarzwald zum nicht kleinen Teil schlicht unbewohnbar für Mensch und Tier ist, das scheint in diesem Rahmen sinnvoll zu sein. Prima.
Wissenswerte Technik über WKAs
So, nachdem wir nun das allgemeine Verständnis dieses Vereines (ich weiss immer noch nicht, wie ich diese Gemeinschaft wirklich bezeichnen soll/kann/darf) gesehen (wenn auch nicht verstanden) haben, schauen wir mal, wie ihre oben genannten objektiven Informationen so aussehen und vor allem, wie sie, wenn schon von mir gefordert, belegt sind.
Den Anfang macht ein Kapitel “Technik von Windkraftanlagen”. Prima, findet der Ingenieur in mir spannend.
Windkraftanlagen sind zufallsgenerierende und damit unzuverlässige Stromerzeuger und decken gerade einmal 1,2 bis 1,7 Prozent des Primär-Energiebedarfs beim derzeitigen Ausbaustand in Deutschland;
Spätestens hier wäre die eine oder andere Quellenangabe hilfreich. Liefern sie nicht. Dann mache ich das mal. Erstens: Windkraftanlagen sind sowohl im kleinen wie im grossen genauso gut oder schlecht prognositizierbar wie die Abnahme von elektrischer Energie aus dem Verbundnetz. Bei WKAs nutzt man im Allgemeinen die MCP-Methode, z.B. hier recht gut erläutert. Warum das nicht genannt wird? Entweder hat der Autor der Gegenwind-Seite einfach keine Ahnung oder es ist strategisch gemeint. Keine Ahnung.
Die zweite Hälfte des Satzes ist noch spannender, entweder zeugt sie von wirklich katastrophalem Unwissen, oder hier will einfach jemand die Wahrheit so weit biegen, dass Zahlen rauskommen, die im passen. Die Primärenergie bzw. der Primärenergiebedarf (ohne Bindestrich, btw) stellt die Summe aller eingesetzten (verbrauchten, also in irgend einer Weise umgewandelten) Energien in einem Land dar. Das ist neben Strom auch Heizung, Verbrennung von Benzin für Antriebe etc.2. In Zahlen:
- Gesamter Primärenergiebedarf in Deutschland 2017: 13.525PJ, das sind ca. 3500TWh.
- Der Endenergiebedarf in Deutschland lag 2016 bei ca. 9200PJ, das sind ca. 2500TWh.
- Gesamter Stromverbrauch in Deutschland 20153: 600TWh.
- Der Strom stellt also gerade mal ca. ein Viertel der Endenergie und, wenn man sich die einzelnen Energieträger mit ihren Wirkungsgraden4 anschaut, wohl einen ähnlichen Anteil der Primärenergie dar.
Nun lag der Anteil der Windkraft an der Stromerzeugung (nur hier ergibt der Vergleich Sinn!) 2017 bei 16,1%. Sieht schon besser aus als die 1,2-1,7% von oben, die einfach die falsche Zahlenbasis verwendet.
Weiter:
Der Zubau fossiler Kraftwerke wird essentiell durch Windkraftanlagen gefördert, denn konventionelle Kraftwerke müssen die Netzstabilität zu jedem Zeitpunkt absichern. Insbesondere im Dreiländereck werden zur Grundlastsicherung und zum Stromtransport auch die nuklearen Kraftwerke unserer Nachbarländer in Anspruch genommen.
Und wieder nur die halbe Wahrheit. Zum einen ist es nicht sinnvoll, pauschal von “fossilen Kraftwerken” zu sprechen, da das genauso alte, schmutzige, ineffiziente und kaum regelbare Kohlekraftwerke beinhaltet wie auch moderne Gaskraftwerke, die leicht regelbar und schnell zu- und abschaltbar sind. Und die, bei allen Vor- und Nachteilen, auch mit Biomasse betrieben werden können. Zum anderen ist diese Absicherung doch um einiges komplizierter und gerade Atom- und Kohlekraftwerke eignen sich dazu eher schlecht, weil sie kaum und nur träge regelbar sind. Der Fachmann weiss, dass gerade diese trägen Kraftwerke eine externe Regelkapazität (klassisch z.B. Pumpspeicherkraftwerke, inzwischen auch häufig Solar- und Windkraftanlagen ebenso wie auch Batterien) benötigen. Sollte der Ersteller der Gegenwindseite eigentlich auch wissen, wollte er oder sie das verschweigen?
Sehr amüsant dann der zweite Satz: Wir reden im ersten Satz von fossilen Kraftwerken, um das dann mittels “insbesondere” dadurch zu bekräftigen, dass im Dreiländereck zur Grundlastsicherung und zum Stromtransport5 auch die nuklearen Kraftwerke nutze. Natürlich ohne Quellenangabe, einfach so als Behauptung in den Raum gestellt.
Dann folgt ein ganzer Block, auf den ich aus Zeitgründen nicht eingehen möchte, der aber, wie nahezu alles andere, nur aus Behauptungen, teilweise richtig, teilweise falsch, teilweise halbrichtig, besteht, die an keiner Stelle belegt werden.
Nun wird es aber spannend, es folgt eine Quellenangabe. Um die Spannung zu lindern: die Aussage, die gemacht wird, ist falsch, die Quelle behauptet schlicht das Gegenteil. Wir lesen:
Des weiteren bewirken Windkraftanlagen einen kostenlosen Stromtransport ins Ausland aufgrund einer nicht steuerbaren Zufallsproduktion durch Windkraft. Manchmal müssen wir die Abnahme unseres überschüssigen Stroms den Nachbarländern sogar bezahlen (siehe Video: https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/verschenkter-strom-102.html).
Wenn man sich das Video anschaut, hört man eine Dame folgendes sagen:
“Die Ursache liegt ja darin, dass wir in Zeiten mit sehr viel Strom aus Erneuerbaren Energien die konventionellen Kraftwerke, insbesondere Kohlekraftwerke, nicht ausreichend vermindern und nicht ausreichend drosseln”
Und so geht es weiter, das Problem sind eben genau nicht die Erneuerbaren Energien, sondern die quasi unregierbaren Kohlekraftwerke. Danach geht es noch um die EEG-Umlage (gegen die können die Gegenwind-Leute an sich ja nichts haben, sie sind ja für erneuerbare Energien), es wird aber wie so oft vereinfacht und damit falsch dargestellt. Es ist richtig, dass die negativen Strompreise6 sich in die EEG-Umlage einrechnen. Allerdings machen sie weniger als ein Viertel der EEG-Umlage aus. Auch hier hat der Ersteller der Gegenwind-Seite keine Ahnung oder Übles im Schilde.
Ein weiterer interessanter Satz:
Zusätzlich haben Windkraftanlagen einen überproportional hohen Flächenverbrauch. Um zum Beispiel die dauerhafte Leistung nur eines 2.000 MW-großen Steinkohlekraftwerks zu erzielen wären ca. 900 Windkraftanlagen (ohne dauerhafte Leistung!) auf einer Länge von ca. 280 km erforderlich.
Mal wieder ohne Quelle. Spannend wäre, zu wissen, inwiefern hier der Tagebau und dessen Platzbedarf eingerechnet wurde, und wie genau man Platzbedarf aufrechnet.
Unwirtschaftlich
Im folgenden Kapitel geht es den Erstellern um die Wirtschaftlichkeit. Spannend.
Windkraftanlagen haben eine extrem niedrige Effizienz von 14 – 18 Prozent der Nennleistung/installierten Leistung im Bundesdurchschnitt, in BW sind es < 5 – 13 % (ausgehend von den jährlichen Jahresnutzungsstunden. Deutschlandweite Jahresnutzungsstunden gerade einmal ca. 1.650, BW ca. 1.150 im Vergleich zu 8.760 Stunden im gesamten Jahr).
Hmm, was ist hier wohl gemeint? Effizienz kann im technischen Sinne die Energieeffizienz meinen. Ergibt hier keinen wirklichen Sinn, da man im Gegensatz zum zB. Kohlekraftwerk, dem man ständig unter Energieaufwand Brennstoff zuführen muss, keinen Kraftstoff braucht, nur ein kleines Bisschen Energie zur Wartung der Anlage. Da ist dann nur interessant, ob die Anlage in ihrem Leben mehr Energie erzeugt als sie verbraucht. Das tut sie!
Dann kann es sein, dass der Ersteller, falls es die selbe Person wie oben war, halt nicht wirklich wusste, um was es geht, und eigentlich die Effektivität meinte. Könnte passen, nur ist das kein sinnvolles Maß. Das ist so, wie wenn man sagt, dass ein Ferrari nichts taugt, weil seine Nennleistung von 800PS nahezu nie abrufen wird. Ergibt schlicht keinen Sinn.
Also reden wir von der wirtschaftlichen Effizienz. Dazu brauchen wir aber Zahlen: Was kostet die WKA, wie viel Geld bringt sie ein, wenn sie Strom produziert. Das Verhältnis der beide ist dann die wirtschaftliche Effizienz, die Wirtschaftlichkeit. Leider geht es hier um Stunden, nicht um Geld, passt also auch nicht.
Verstehe ich nicht. Aber halt auch wieder alles ganz ohne Quellenangaben. Egal. Weiter:
Des Weiteren ist der Eigenverbauch von WKA ist enorm: ca. 6-15 Prozent der realen Leistung …
Hier ist wieder jemand mit technischen Verständnislücken am Werk: Wenn man vom Verbrauch spricht, meint man Energie, nicht Leistung. Aber egal. Nur: Was hier steht, ist nicht belegt (und so pauschal auch nicht richtig), und vor allem unsinnig. Im Absatz weiter oben wird von der Energie geredet, die eingespeiesen wird. Bei dem Energiebetrag ist der Eigenstrom natürlich schon mit eingerechnet, es geht ja nur um die Bilanz. Das nochmal aufzuführen, ist nicht zielführend und entweder ein Fehler oder mal wieder böswillige Absicht.
Und danach kommt wieder der Bezug zur Grundlast, als ob unser extrem dynamisches Netz ausschliesslich aus Grundlast bestünde und von irgend jemandem gefordert werde, dass wir ausschliesslich WKAs haben sollen, die dann durchgehend und an jedem Ort den kompletten Lastgang abbilden sollen. Dazu kommt, dass hier, wie nur all zu oft, Grundlast und Versorgubgssicherheit in einen Topf geworfen werden. WKAs sind keine klassischen Grundlastkraftwerke, beim Thema Versorgungssicherheit spielen sie aber die selbe Rolle wie Kernkraftwerke7Klare Irreführung durch Halbwahrheiten.
Mensch und Tier, Flora und Fauna
Nun geht es weiter mit Auswirkungen auf den Menschen. Vorweg: ich wollte auch keine grosse WKA neben meinem Haus stehen haben. Ich möchte aber auch keine Industrieanlage und keine Bundesstrasse neben meinem Haus stehen haben. Daher versucht man, all das eben nicht neben Menschen zu bauen, soweit es geht. Die WKAs im Südschwarzwald sind meines Wissens ganz explizit mitten im Wald geplant, nicht im Dorf. Weiter im Text:
indkraftanlagen emittieren Schall in Form von hörbarem Lärm. Lärm, der sich aufgrund der in Höhe und Ausmaß extrem gewachsenen WKA verstärkt hat und der sich nachweislich in den Tälern der Mittelgebirgslagen durch Schallwirkung noch verstärkt, der Stress hervorruft und gesundheitsbeeinträchtigend wirkt – physisch wie psychisch.
Soso, “nachweislich”. Prima. Wenn das nachweislich ist, warum wurde der Nachweis nicht direkt mitgeliefert? Seltsam. Hilfreich wären hier nun Angaben, um welche Werte es sich (z.B. in sone) handelt. Und vor allem wie die im Vergleich so sind. Immerhin – oben war vom Industriestandort Deutschland die Rede – gibt es auch viele andere Sachen, die Lärm machen, z.B. Strassen, Landmaschinen, Baumaschinen, Menschen, Industrieanlagen, Fussballstadien usw. So steht da halt, dass die irgend welchen Lärm machen, aber nicht wie viel und wie tragisch.
So, nach dem Schall geht es nun um Infraschall. Achtung: es folgen gleich zwei Quellenangaben. Oder auch nicht. Oder vielleicht doch? Hmm.
Bei Infraschall handelt es sich um Schallwellen, im nicht-hörbaren Bereich. Diese werden von ca. 10 – 30 % der Bevölkerung wahrgenommen. Zum Thema Infraschall gibt es durchaus – entgegen den Darstellungen der Windkraftbetreiber und der Genehmigungsbehörden – anwendbare Studien, die die starken negativen gesundheitlichen Auswirkungen klar und deutlich identifizieren (Link zum Artikel der Mainzer Forscher). Infraschall-Signale unterhalb der Hörschwelle aktivieren drei Gehirnbereiche, die von hörbarem Schall nicht angesprochen werden.
Es folgen weitere Punkte, ein weiterer Link.
Das Spannende: Beide Links führen zum selben Interview mit einem Forscher, einfach auf zwei Seiten. Im Gegensatz zum Text führt kein Link zum Artikel der Forscher.
Noch interessanter: Das Interview gibt die Aussage der Gegenwind-Seite schlicht nicht her. Der interviewte ist, gewohnt Forscher, sehr vage. An keiner Stelle verwendet er den Indikativ, er redet nur von Möglichkeiten und Eventualitäten.
Die Gegenwindseite macht daraus dann aber absolute Aussage.
Also hat hier wieder jemand nicht verstanden, was da stand, oder hat es mit der Wahrheit nicht so genau genommen. Das der zweite Link auf eine “Abschrift” des selben Interviews auf einer Seite, die schon den nicht gerade Objektivität vermittelnden Namen “Windwahn” trägt, führt, sei nur am Rande erwähnt.
Als letztes dann noch ein Abschnitt über Schlagschatten und die Probleme, die dieser anscheinend auslöst, natürlich gewohnt ohne irgend eine Quellenangabe. Dazu ein Video mit dem Schatten, der auf einer Wiese pulsiert (wie gesagt, ich verstehe das Problem, wenn es direkt am Fester ist etc.). Genau so pulsieren die Schatten, wenn man sich bei tierstehender Sonne mal eine Strasse, auf der Auto fahren, aus dem Profil anschaut. Oder wenn man einen Baukran neben dem Haus stehen hat. Oder wenn tiefe, lockere Wolken die Sonne durchlassen.
Quintessenz
Langsam verliere ich die Lust an so viel Korrektur. Es gibt fünf weitere Positionen, die ich uns allen ersparen will, nur zwei seien noch erwähnt, weil sie so ins Auge stechen:
Zum einen die Links. Sie führen allesamt zu Seiten, die (siehe “Windwahn”) eindeutig wie einseitig gegen Windkraft positioniert sind. Nichts mit objektiver Wahrheit.
Zum anderen die Alternativen. Ich würde eher von Ergänzungen sprechen, aber da die Leute da ja sehr emotional gegen Windkraft agieren, ist es wohl nicht vorstellbar, dass mehrere Energieträger sich ergänzen. Der Mix der Alternativen ist
Photovoltaikanlagen mit Energiespeichern
Weitere Informationen folgen in Kürze.
Ok, feine Sache, allerdings kann man sicher auch da was negatives finden, gerade das mit der Effizienz von oben ist bei PV halt auch nicht das gelbe vom Ei. Und beim Thema EEG und Negativstrompreis ist das halt auch das Selbe. Warum gelten die “Argumente” von oben hier nicht?
Nahwärmenetze
Weitere Informationen folgen in Kürze.
Hmm, ein Nahwärmenetz kann also Strom produzieren. Wie macht es das? Peltierelemente um die Rohre? Mikrowasserkraftwerke in den Rohren?
Wasserkraft
Weitere Informationen folgen in Kürze.
Prima.
Geothermie
Weitere Informationen folgen in Kürze.
Schon mal über Effizienz geredet, wenn man aus Geothermie Strom gewinnen will …?
Hackschnitzelanlagen/moderne Holzheizungen
Weitere Informationen folgen in Kürze.
Ich dachte, es ginge um den Schutz des Schwarzwaldes. Da ist Hausbrand wohl eher nicht das gelbe vom Ei. Und Pappel-Monokulturen incl. viel Düngung für hohen Hackschnitzelertrag sind auch nicht unbedingt erstrebenswert. Und ob sich die Natur wirklich mehr an einer WKA als an Motorsägen und Traktoren, Prozessoren, Rückwagen und Unimogs stört, wüsste ich dann auch sehr gerne.
Niedervolt Hausstrom
Weitere Informationen folgen in Kürze.
Vermutlich ist damit Gleichspannungsversorgung im Verteilernetz gemeint (wir wissen ja, dass die Seite nicht gerade von Fachleuten erstellt wurde). Wie das Strom generieren soll (also eine Alternative zur WKA bildet) weiss ich nicht, dass das aber im Verteilernetz keine gute Idee ist, wusste schon Tesla vor fast zweihundert Jahren. Und auch wenn wir inzwischen IGBTs haben, gilt halt immer noch die selbe Physik, die einfach mehr Kupfer bei gleich viel Energie fordert. Und Kupfer ist umweltschädlich (Abbau) und teuer…
Summa summarum besteht die Seite aus Halbwissen, mutmasslich absichtlichen Fehlinformationen und einer extremen Abwesenheit von Quellen.
Schade, aber halt leider genau das, was die Facebook-Diskussion schon erwarten liess…
- z.B. Kohlesubventionen, Risikoübernahme für den Betrieb von AKWs etc.
- Nur am Rande: der sog. Endenergieverbrauch ist die Energie, die von Haushalten, Verkehr und Industrie verbraucht wird. Die Differenz zwischen Primärenergiebedarf und Endenergiebedarf machen die Verluste für Wandlung und Transport aus
- Habe auf die Schnelle keine Zahlen für 2017 gefunden, sollten sehr vergleichbar sein
- der Wirkungsgrad beim Verbrennen von Benzin oder Diesel im Fahrzeug ist sehr viel schlechter als der bei der Stromerzeugung, egal aus welchem Energieträger
- Wie nutzt man Kernkraftwerke, um Strom zu transportieren?
- Die gab es übrigens de facto auch schon lange vor dem EEG und erneuerbaren Energien, daher gab es in den 1960ern Nachtspeicheröfen quasi geschenkt, ebenso wie billigen Nachtstrom. Der Markt war halt geschlossen, daher gab es keine Preistransparenz, die Kraftwerke liessen sich aber genauso schlecht drosseln
- wenn man von Versorgubgssicherheit spricht, dann geht es darum, sicherzustellen, dass immer genug elektrische Energie in Netz ist. Wenn also ein Kernkraftwerk mit 1,5GW Nennleistung Versorgungssicher sein soll, dann muss man 1,5GW an Reserveleistung (zB in Form eines Gaskraftwerks) vorhalten. Wenn eine WKA mit 5kW versorgungssicher sein soll, dann muss man 5kW an Reserveleistung vorhalten. Genau das Selbe.